Ein Spaziergang durch die Familiengeschichte

Der Besuch einer historischen Stadt im Herzen Europas kann sehr spannend sein, denn die steinernen Zeugen vergangener Jahrhunderte haben viel zu erzählen. Dies gilt insbesondere für Würzburg mit seiner bewegten Geschichte.

 Foto: Michael Mautner

Aber noch interessanter und persönlicher wird es, wenn man seine Familiengeschichte mit Würzburg in Verbindung bringen kann, wie es Kelly und James getan haben. Sie baten mich, ihnen die Orte zu zeigen, an denen ihre Vorfahren in Würzburg gelebt haben, und nach einigen Recherchen konnten wir unsere Familiengeschichtstour in der Innenstadt beginnen.

Wir verbrachten wundervolle und bewegende Stunden zusammen in einer wunderschönen Stadt, die sich uns durch diese persönliche Herangehensweise an die Familiengeschichte auf ganz neue und andere Weise erschloss.

Einer der Vorfahren der Familie Hemmert, Johann Carl Hemmert, wanderte 1870 in die USA aus. Er wurde 1850 in Würzburg geboren und in der St.-Peter-und-Paul-Kirche getauft. Im Jahr 1864, konnten wir ihn in den Dokumenten als elternlosen Schneiderlehrling finden. Als sehr begabter junger Mann erhielt er ein Stipendium für „arme Schüler, die sich durch Fleiß und Moral auszeichnen“.

Seine Mutter, Anna Hemmert, wurde 1815 geboren und in der Pfarrei Hauger getauft. Als ihr Sohn Johann geboren wurde, gab sie keinen Vater an. Ihre Mutter, Helena Hemmert, geborene Ledermann, war seit etwa 1805 Witwe. Auch sie gab keinen Vater für ihr Kind an, als ihre Tochter Anna geboren wurde. Helena Hemmert starb 1839, kurz vor ihrem 67. Geburtstag, an Erschöpfung. Anna Hemmert starb 1863, einen Tag nach ihrem 48. Geburtstag, an einer Infektion in einem sogenannten „Siechenhaus”(Krankenhaus für Infektionskrankheiten), dem „Ehehalterhaus” außerhalb der Stadt.

Wir konnten die historischen Hausnummern, die aus Tauf- und Sterbeurkunden in den Würzburger Kirchenbüchern und aus Einwohnermeldeformularen im Würzburger Stadtarchiv bekannt sind, in eine Tabelle übertragen. So konnten wir sie ihren heutigen Standorten zuordnen und sicherstellen, dass wir die richtigen Orte identifiziert hatten.

Wir trafen uns am Bahnhof und spazierten in etwa in der in der Tabelle angegebenen Reihenfolge durch Würzburg. Wir hatten die Adressen auf historischen Karten grau markiert. Würzburg wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört, wie eine Schadensbewertungskarte des Stadtplanungsamtes aus dem Jahr 1945 eindrucksvoll zeigt. Infolgedessen blieben nur sehr wenige Gebäude zumindest teilweise intakt.

Quelle: MDZ Neuester Plan der Kreishauptstadt Würzburg : mit Angabe der neuen Hausnummern; entworfen und ausgeführt, mit Benutzung amtlicher Materialien, von L. Stürtz

Vielen Dank, Kelly und James, dass ich euch an diese Orte führen und euch auf eurer Reise durch die Geschichte eurer Familie begleiten durfte. Ich habe unseren gemeinsamen Tag in Würzburg sehr genossen! (Foto: Corley-Hemmert)

Michael Mautner – Genealogie Mautner-Frank, im September 2025