Familien- und Namenforschung PÖPELT

Mein Vater hieß mit Familiennamen Pöpelt und wurde 1926 in dem kleinen Straßendorf Ebersdorf in Niederschlesien im Kreis Schweidnitz, später Kreis Neumarkt, geboren und in der katholischen Pfarrkirche im benachbarten Bockau getauft. Der Umzug in die Gemeinde Saarau, wo er die Volksschule besuchte, erfolgte zwei Jahre später. In Breslau war er ab 1937 Schüler des St. Matthias-Gymnasiums, heute Sitz des Ossolineums. Mein Vater hat vor vielen Jahren – auf Anregung meiner Schwester – begonnen, seine Lebenserinnerungen zu schreiben. Gekommen ist er bis zum Jahr 1963, als Titel hat er „Ein erfülltes Leben?“ gewählt. Mein Großvater stammte aus Ossig, dessen Vater aus Pohlsdorf (poln. Paździorno). Die weiteren auffindbaren Ahnen haben in Eisendorf (poln. Jarostów) gelebt, welches zur Pfarrei Ober Mois (poln. Ujazd Górny) gehörte. Die dortigen Kirchenbücher sind ab 1777 erhalten. Der letzte namentlich bekannte Pöpelt-Vorfahre ist 1850 im Alter von 80 Jahren gestorben, also ca. 1770 geboren.

Heute gibt es den Namen Pöpelt noch ca. 70 mal in Deutschland (Stand 2008).

Ein Projekt soll die Vorfahren der heute noch lebenden Pöpelt-Namensträger erfassen und deren Herkunft dokumentieren. Dazu habe ich Briefe an alle im Internet zugänglichen Adressen geschickt. Darunter sind auch Nachkommen von Geschwistern meines Großvaters, zu denen ich bisher keinen Kontakt hatte, aber auch Namensträger, zu denen ich bisher kein verwandtschaftliches Verhältnis feststellen konnte.

Ein Ziel des Projekts, die Bedeutung und Herkunft des Namens zu entschlüsseln, ist inzwischen erreicht.

Prof. Udolph erklärt auf Facebook den Familiennamen Popel, und damit auch den Namen Pöpel:
Die Streuung des Namens Popel, ca. 130 Mal, zeigt Häufungen in Franken und im Bayerischen Wald.
Er kann dem Deutschen oder aus dem Slawischen erklärt werden.
Falls man die deutsche Herkunft annimmt, weist G. Jacob auf althochdeutsche Personennamen wie Bobilo, Popili, bzw. auf Familiennamen wie Popel, Pupel, Poeppel hin. Ausführlich hat sich Scheffler, Nürnberger Namenbuch, mit dem Namen befasst, weil er dort besonders häufig ist: Boppo de Schirnstorf 1307 – Hcinr. filius Bopponis de Niderndorf 1311 – Boppo Swinlin 1303 – Boppe servus Schopperi 1321 – Poppe penesticus 1326 – Foppo 1328 – R. Poppe 1350 usw. Altdeutscher Name, zu den Lallnamen gehörend, eine der ältesten Namengruppen. In mhd. Zeit schwächt sich das auslautende o des Namens zu e ab, vgl. der starke Boppe, Dichter des 13. Jh. Das auslautende e verliert sich schließlich ganz. Gotfridus Bopelinus 1324 – Fritz Pöpel 1370 – Jacob Pöpel 1430. Junge Verkleinerungsform auf lin, zu dem altdeutschen Namen Boppo, Bobolin. Pöpel Verkleinerungsform auf – e aus Bobilo. Boppel, Böppl.
Will man den slawischen Weg gehen, kann an slawisch pepel, popel „Asche“ gedacht werden, auf einen Personennamen bezogen etwa „der Aschgraue“.
Die Entscheidung kann nur durch die Herkunft und Genealogie bestimmt werden.
Als Antwort auf meine Frage, ob der Familienname Pöpelt von dem Ortsnamen Pöpel, Ortsteil von Breslau, kommen könnte, hat Prof. Udolph angemerkt:
In Słownik nazw miejscowych Śląska – Polsko-niemiecki i niemiecko-polski – Wörterbuch der Ortsnamen in Schlesien – polnisch-deutsch und deutsch-polnisch, Opole 2015, findet man „Pöpel“ und den Hinweis, dass dieser Ortsteil von Breslau heute „Popiele“ heißt.
Im speziell den Ortsnamen in Schlesien gewidmeten Słownik etymologiczny nazw geograficznych Śląska wird unter „Popiele“ auf „Wrocław-Popiele“ verwiesen. Dort findet man dann den gewünschten Eintrag. Der allerdings hilft nicht viel. Alte Belege gibt es kaum: 1885 Pöpel, 1887 Pöpel usw. Aufgrund der späten Überlieferung ist eine Deutung schwierig. Es könnte sich ursprünglich um den Namen eines später gerodeten Waldes handeln, dessen Name auf Deutsch alt popilboum, papiloum „Pappel“ zurückgeführt werden kann.
Angesichts der späten Überlieferung des Namens kann er kaum die Grundlage für einen schlesischen Familiennamen Pöpel sein.

Prof. Dr. Karlheinz Jakob hat folgende Erklärung für Pöpelt.
1. Der Namensteil –elt ist im Deutschen nicht selten (Reichelt, Reinelt u.a.) Man geht davon aus, dass der Namensteil zunächst ein ganz normales -el-Suffix war, das zur Diminuierung („Verkleinerung“, „Koseform“) diente, wie in den Familiennamen Schmied-el, Jäck-el u.a. Bei einigen Namen hat sich diese Endung zu –elt weiterentwickelt. Deshalb wird in der Namenforschung die Form –elt auch als sekundäre Form bezeichnet. Dieser Teil des Namens wäre also gesichert: Er deutet auf eine ursprüngliche „Verkleinerung“ hin.
2. Der erste Teil des Namen kann unterschiedliche Bedeutungen haben. Es kommen tatsächliche vier Grundbedeutungen in Frage:
2.1. Der Name könnte auf den alten Vornamen Poppo zurückgehen. Dann wäre der erste Träger des Namens von seinen Mitmenschen liebevoll als „der kleine Poppo“ bezeichnet worden.
2.2. Der Name könnte auch ein sogenannter Übername sein, mit dem eine negative Eigenschaft des ersten Namenträgers betont werden sollte, denn im Mhd. ist poppe ein Schimpfwort für einen „Schwelger und Großssprecher“.
2.3. Es könnte auch mnd. poppele (= Pappel) dem Namen zugrundeliegen, damit wäre der erste Namensträger mit seiner Wohnstätte (also „der bei der Pappel wohnt“) benannt wäre.
2.4. Schließlich wäre auch eine Anlehnung an einen Ortsnamen möglich. Denn Poppe ist ein alt-brandenburgischer Ort im heutigen Polen. Das würde den räumlichen Bezug zu Schlesien sehr gut herstellen.
Das Bündel aus vier Motiven scheint häufiger für Namensbildungen verantwortlich zu sein, denn wir haben im Deutschen einige verwandte oder ähnliche Namen: Popp, Poppe, Pöppel, Pöppelmann, Poppen, Bopp, Boppel, Bopper u.a.
Es ist schwer im Einzelfall, den verschiedenen Namensformen genau eines der vier Motive zuzuordnen. Das heißt: Auch für den Namen Pöpelt kann theoretisch jede der vier Deutungsmöglichkeiten zutreffen.

Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, wenden Sie sich bitte an mich: ahnen@michael-mautner.de.